Die Geschichte eines erfolgreichen Traditionsvereins
Die Natureisbahn
Im Mai 1910 begaben sich 10 angesehene Honoratioren der damals 1300 Einwohner zählenden Stadt Winterberg zu einer wichtigen Versammlung. Man wollte eine ganz besondere Entscheidung treffen. Es sollte die Anlage einer Rodel- und Bobsleigh-Bahn geplant und verwirklicht werden, "damit auch der Wintersport zur vollen Blüte" gelänge.
Am 19. Mai 1910 wurde der "Sauerländische Bobsleigh Club für Rheinland, Hessen und Westfalen" gegründet. Im ersten Vorstand waren vornehmlich Einheimische vertreten. Oberförster Hagemann wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Von Beginn an hatte der Club den Anspruch eines exklusiven und anspruchsvollen Herren-Sportclubs, waren doch unter den Gründungsmitgliedern auch Hoteliers, Kaufleute, Brauereibesitzer und Ärzte vertreten. Auch ein Mitglied des deutschen Uradels war dabei: Richard Fürst zu Sayn-Wittgenstein aus Berleburg; er wurde zum Ehrenpräsidenten gewählt.
Somit gehörte Winterberg neben Oberhof (gegr. 1906) und Schierke (gegr. 1909) zu den ältesten Bobclubs Deutschlands. Unter der Schirmherrschaft des Kronprinzen Wilhelm von Preußen, der selbst ein begeisterter Bobfahrer war, konstituierte sich am 5. November 1911 in Frankfurt am Main der Deutsche Bobsleighverband (DBV).
Bau einer Natureisbahn
Ohne die Mithilfe der Winterberger Mitglieder wäre der Bahnbau nicht möglich gewesen. Sie kannten die Örtlichkeiten, hatten Verbindungen zum Magistrat, konnten somit Einfluss auf die städtische Entwicklung nehmen. Hinter dem Bau der Bobbahn steckte - neben der Begeisterung für den Sport - der Wille, Winterberg als Wintersportort attraktiver zum machen.
Der 1. Vorsitzende, Oberförster Hagemann, reichte nach einer Begehung der Streckenführung eine Zeichnung bei der Stadtverwaltung ein. Am 19. Oktober hieß es in der Mitteilung der Verwaltung: "... dem Skiclub die Erlaubnis zur Anlage der betreffenden Bahnen hiermit erteilt."
Die alte Bahn hatte große Tücken
Die Winterberger Bahn wurde im Herbst des gleichen Jahres gebaut; sie hatte eine Länge von 2 Kilometern und einen Höhenunterschied von 250 Metern. Dazwischen lagen sieben große Kurven, und zwar Startkurve, Slalomhang, Anleger, erste S-Kurve, zweite S-Kurve, Haarnadelkurve und Silberquelle . Die Steilwände waren teilweise bis zu viereinhalb Meter hoch bei sehr engen Radien, z.B. hatte die Haarnadelkurve einen Halbmesser von 19,5 m.
Diese alte Natureisbahn hatte enorme Tücken. Die großen Kurven waren nicht mit festen Radien gebaut und - da sie den Bob nicht führen konnten - nur mit enormer Anstrengung am Steuer zu durchfahren. Die gewaltige Zentrifugalkraft trieb die Schlitten an die Bande und auch etliche Male in hohem Bogen darüber hinaus. Nach mehreren schweren Unfällen - ein Bob der US Air Force schoss 1954 dreißig Meter frei durch die Luft und blieb in sechs Meter Höhe in einer Fichte hängen - wurden 1960 die Radien der Kurven durch aufwändige Erdarbeiten geändert und Schutzzäune errichtet.
In allen Jahren war der mühselige Aufbau der Bobbahn ein Lotteriespiel mit dem Wetter. Die Erdwälle der Kurven, die Sohlen und die Banden der Bobbahn wurden mit aufgeklatschtem Schneematsch ausgebaut - eine "Naturbahn" also. Stand sie nach einer langen Frostperiode endlich, dann taute es - und die ganze Herrlichkeit ging im wahrsten Sinne des Wortes den Bach runter. Die Arbeit von fast 30 Männern war "für die Katz", manches Jauchefass voll Wasser war vergebens an die Kappe gefahren worden.